4 Mio.Liter Klärschlamm ausgetreten
Text und Bilder: Hermann Kollinger
Mit einer im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinkenden Hilfeleistung waren am 14. Dezember 2001 knapp 30 Feuerwehren aus den Bezirken Grieskirchen und Eferding konfrontiert: Aus den Faultürmen der Kläranlage Wallern strömten insgesamt nicht weniger als 4,4 Millionen Liter Klärschlamm aus…4 Mio.Liter Klärschlamm ausgetreten
Kurz vor 06.00 Uhr morgens erhielt die Landeswarnzentrale in Linz einen Notruf von der Kläranlage in Wallern. Es sei eine Katastrophe eingetreten, ließ der zuvor von der Alarmanlage der Kläranlage alarmierte Mitarbeiter dem Bediensteten der LWZ wissen. Der Inhalt der beiden Faultürme würde ausfließen und die Hilfe der Feuerwehr würde unverzüglich benötigt werden! Die LWZ löste daraufhin sofort Alarmstufe II für den Pflichtbereich Wallern aus, so dass sich von Beginn an gleich mehrere Feuerwehren auf den Weg zur Kläranlage machten. Dort angekommen zeigte sich folgende Situation: Sämtliche Kellergeschosse der zusammenhängenden Gebäudekomplexe waren nicht mehr begehbar, die schlammige und übelriechende Masse stand in diese Räumen bereits bis an die Decke und drängte sich über die Stiegenauf- und abgänge ins Freie! An ein Absperren der Schieber zu den Faultürmen war nicht zu denken, da sich diese in den gefüllten Kellerräumen befanden. Bis jetzt noch unbestätigten Meldungen zufolge quollen bis zu 7 Kubikmeter Klärschlamm pro Minute ins Freie.
Die ersten Einsatzkräfte begannen unverzüglich mit Messungen hinsichtlich der Explosionsgefahr durch das freiwerdende Methangas durchzuführen. In den über den gefüllten Kellerräumen befindlichen Gebäuden wurden zum Teil erhebliche Konzentrationen festgestellt, Explosionsgefahr bestand aber nicht. Die Feuerwehren begannen unverzüglich mit den ersten Auspumparbeiten, jedoch zeigte diese aufgrund der hohen Austrittsmenge aus den Faultürmen kaum Wirkung. Es trat mehr stinkender Klärschlamm aus, als abgepumpt werden konnte. Schon in der Erstphase wurde auch der Katastrophenhilfsdienst des Oberösterreich (Oö. Landes-Feuerwehrverband) zur Hilfeleistung gerufen. Dieser rückte mit einem 100 kVA-Notstromanhänger, dem erst kürzlich beschafften Hannibal-Pumpenanhänger (bis 10.000 Liter pro Minute!) sowie mehreren 6.000 Liter-Pumpen ins von Linz aus ca. 35 km entfernte Wallern ab.
Nach dem Erreichen des Einsatzortes wurde unverzüglich die 10.000 Liter Pumpe in Stellung gebracht und mit den Abpumparbeiten begonnen. Die 6.000er Pumpen wurden ebenfalls bereits dringendst benötigt. Eines der Auffangbecken drohte bereits überzulaufen. Dies musste mit allen Mitteln verhindert werden, da der Klärschlamm nicht durch den Überlauf in die Trattnach fließen durfte. Mit einem Kran wurden die schweren Pumpen in das Becken gehievt. Die Stromspeisung erfolgte durch das 100 kVA-Stromaggregat. Diese Maßnahmen führten rasch zum Erfolg, ein Ausfließen des mit den zum schnelleren Faulprozess erforderlichen Substanzen versetzten Klärschlammes konnte verhindert werden.
In weiterer Folge galt es zu klären, wohin die mehr als 4.000 Kubikmeter Klärschlamm gepumpt werden sollten. Die Entscheidung der Einsatzleitung ergab nach Absprache mit den verschiedenen Behörden, dass zu diesem Zweck zwei Becken mit bereits vorgeklärtem Wasser geleert werden sollten. Diese wurden mit zahlreichen Tragkraftspritzen zusätzlich alarmierter Feuerwehren entleert und das Wasser in die Trattnach gepumpt.
In die so zur Verfügung gestellten Auffangbehältnisse konnte in Folge der Schlamm gepumpt werden. Bis in die Mittagsstunden war die Lage am Einsatzort unter Kontrolle.
Die Abpumparbeiten zogen sich bis ca. 20.00 Uhr. Die Feuerwehren leisteten hervorragende und vor allem auch schnelle Arbeit! Rechnete man Anfangs mit einem mehrere Tage dauernden Einsatz, so ging der Einsatz enorm rasch voran.
Wo sich am Morgen noch die stinkenden Schlammmassen wälzten, standen am Abend bereits die Einsatzkräfte der Feuerwehren und führten intensive Reinigungsarbeiten durch….